12 Dezember 2013

text vom 17.01.2012


Ich laufe. Ich laufe durch den Schnee. Oder meine Füße laufen. Durch den Schnee. Ich stehe noch irgendwo, weit zurück, etwa im Geiste noch bei einem Mädchen. Ein Augenspiel nach unten, nein, nicht eines, ich fixiere meine Schuhe. Wie sie durch dieses Eis stapfen, Schritt für Schritt, Meter um Meter, einfach nicht halt machen. Steuere ich sie, könnte ich stehen bleiben, wenn ich es jetzt wollte? Mir egal, ich will nicht bleiben, ich will nicht erfrieren. Meinte ich physisch oder psychisch? Mir auch egal. Mir ist so kalt, mir ist so kalt. Aber die Handschuhe.. – durchnässt. Aber die Mütze.. – durchnässt. Aber mein Schal! – durchnässt. Mir ist so kalt. So kalt.
Meine Füße tragen mich weiter, jeder Schritt wie der vorherige, der Weg scheint endlos. Sie sind so kalt, so eisig. Meine Zehen krampfen vor Frost, was jedoch beklage ich mich? Schmerz sollte ich doch gewohnt sein. Tropfen fallen von meiner Mütze, laufen über meine Miene, Augen, Nase, Lippen, versiegen in dem Schal und ich fühle den Unterschied, warme und kalte Wasser. Niemand sieht es, denn Tränen sehen nicht so brennend aus, wie sie es sind. Danke, ein Trost. Der Schnee weht mir endlos entgegen, so schnell, so eisig. Aber ich weiß, dass mein Angesicht verschmiert ist. Das war es schon, bevor ich das Haus verließ und auch wenn ich die Wärme vermisse weiß ich nicht, wo ich weniger sein will; im diesem Sturm oder ‚daheim‘. Kaum jemand kommt mir entgegen, sie waren schlau genug zu Haus zu bleiben, denke ich. Und ich beneide sie. Mir ist so kalt. Vergangenes schwirrt mir durch den Kopf und ein kurzes Lächeln fühle ich da irgendwo auf mir, in mir. Es verlischt beim nächsten Windstoß. Der Sturmwind bringt die Realität zu mir zurück, ungewollt, und lässt die letzten hübschen Erinnerungen trostlos im Schnee versinken. Ohne zu fragen kriecht die Kälte durch meine Kleider, in jede Kluft zwischen Haut und Stoff, und bringt Verbitterung. Keine Musik umgibt mich, sondern schreiende Stille. Das Pfeifen des Winds. Das Knarzen des Schnees unter meinen Sohlen. Mein Atem, mein Herzschlag, mein Zittern, nur diese Traurigen, unerwünschten Laute, die ich mir davon wünsche. Es misslingt. Nach den herzigen Erinnerungen schlägt mir eine Flut aus verdrängten ins Gesicht, so übereilt, ich komme ins stocken. Ja, ich bleibe stehen, brüsk, unvermutet, ungewollt. Ich halte den Atem an, vielleicht übersehen die Gedanken mich und ziehen weiter, setzen sich dem nächsten in den Kopf. Doch ich versage, denn ein Schluchzen, die Gedanken drehen sich um und fangen mich, fassen mich, zerren mich mit sich. Immer noch verweile ich dort, mitten auf dem Pfad. Kopf zu leer zum gehen, zu voll zum denken, bloße Bilder, bloße Verzweiflung füllen sich in mir auf.

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