Ich laufe. Ich laufe durch den
Schnee. Oder meine Füße laufen. Durch den Schnee. Ich stehe noch
irgendwo, weit zurück, etwa im Geiste noch bei einem Mädchen. Ein
Augenspiel nach unten, nein, nicht eines, ich fixiere meine Schuhe.
Wie sie durch dieses Eis stapfen, Schritt für Schritt, Meter um
Meter, einfach nicht halt machen. Steuere ich sie, könnte ich stehen
bleiben, wenn ich es jetzt wollte? Mir egal, ich will nicht bleiben,
ich will nicht erfrieren. Meinte ich physisch oder psychisch? Mir
auch egal. Mir ist so kalt, mir ist so kalt. Aber die Handschuhe.. –
durchnässt. Aber die Mütze.. – durchnässt. Aber mein Schal! –
durchnässt. Mir ist so kalt. So kalt.
Meine Füße tragen mich
weiter, jeder Schritt wie der vorherige, der Weg scheint endlos. Sie
sind so kalt, so eisig. Meine Zehen krampfen vor Frost, was jedoch
beklage ich mich? Schmerz sollte ich doch gewohnt sein. Tropfen
fallen von meiner Mütze, laufen über meine Miene, Augen, Nase,
Lippen, versiegen in dem Schal und ich fühle den Unterschied, warme
und kalte Wasser. Niemand sieht es, denn Tränen sehen nicht so
brennend aus, wie sie es sind. Danke, ein Trost. Der Schnee weht mir
endlos entgegen, so schnell, so eisig. Aber ich weiß, dass mein
Angesicht verschmiert ist. Das war es schon, bevor ich das Haus
verließ und auch wenn ich die Wärme vermisse weiß ich nicht, wo
ich weniger sein will; im diesem Sturm oder ‚daheim‘. Kaum jemand
kommt mir entgegen, sie waren schlau genug zu Haus zu bleiben, denke
ich. Und ich beneide sie. Mir ist so kalt. Vergangenes schwirrt mir
durch den Kopf und ein kurzes Lächeln fühle ich da irgendwo auf
mir, in mir. Es verlischt beim nächsten Windstoß. Der Sturmwind
bringt die Realität zu mir zurück, ungewollt, und lässt die
letzten hübschen Erinnerungen trostlos im Schnee versinken. Ohne zu
fragen kriecht die Kälte durch meine Kleider, in jede Kluft zwischen
Haut und Stoff, und bringt Verbitterung. Keine Musik umgibt mich,
sondern schreiende Stille. Das Pfeifen des Winds. Das Knarzen des
Schnees unter meinen Sohlen. Mein Atem, mein Herzschlag, mein
Zittern, nur diese Traurigen, unerwünschten Laute, die ich mir davon
wünsche. Es misslingt. Nach den herzigen Erinnerungen schlägt mir
eine Flut aus verdrängten ins Gesicht, so übereilt, ich komme ins
stocken. Ja, ich bleibe stehen, brüsk, unvermutet, ungewollt. Ich
halte den Atem an, vielleicht übersehen die Gedanken mich und ziehen
weiter, setzen sich dem nächsten in den Kopf. Doch ich versage, denn
ein Schluchzen, die Gedanken drehen sich um und fangen mich, fassen
mich, zerren mich mit sich. Immer noch verweile ich dort, mitten auf
dem Pfad. Kopf zu leer zum gehen, zu voll zum denken, bloße Bilder,
bloße Verzweiflung füllen sich in mir auf.
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