Ich musste es immer verbergen, ich
weiß. Aber jetzt kommt es alles hoch. Ich weiß nicht zu wem ich
gehen soll, aber da ist er. Er und dieser andere typ, den ich nicht
kenne, brüllen sich an, beleidigen sich. Ich laufe einfach hin,
umrunde seine schwester, um die es geht, und stehe vor ihm. Er brüllt
noch den typen an, er solle seine schwester gefälligst nie wieder
anfassen, und dann beginnen die tränen auch schon mir übers gesicht
zu laufen. Eigentlich kenne ich ihn doch kaum, aber er guckt mich an,
sagt „hey hey hey, was ist denn los ?“ und fasst mich bei den
schultern. Ich klammere mich an ihm fest, hab angst davon zu fliegen,
weil ich nach eintausend geflossenen tränen doch so leicht sein
muss. Der typ brüllt noch rum, doch er sagt zu ihm „sei mal leise,
man!“, und auch wenn der typ nicht hört, die geste ist so
wunderbar, dass ich nur noch heftiger schluchze und bebe. All die
dinge, die ich nicht aussprechen kann fließen zwischen all den
tränen rüber zu diesem jungen, der noch halb fremd ist, von dem ich
nicht viel mehr weiß, als dass er ziemlich agressiv sein kann. Der
typ brüllt weiter rum, er würde die schwester ohne halt ficken, und
ich hebe meinem kopf von der schulter und schreie durch das gebrüll,
die beschwichtigungen der schwester und mein zittern: „jetzt sei
doch mal leise, ich hab migräne!“. Ich komm mir dumm vor, denn ich
klebe schon wieder an seiner brust und schluchze immer lauter und
lauter, aber es tut gut, wie er mich festhält, ohne jeglichen hauch
einer ahnung, wieso ich weine und er fragt mich trotzdem immer
wieder, was passiert sei. Seine hände legt er an meinen kiefer, hebt
meinen kopf, so dass ich ihm in die augen sehen kann und fragt
nochmal „was ist los?“. Ich kann es nicht sagen, kann all das
leid, all die trauer nicht aussprechen, doch das hier ist schon mehr,
als ich je rauslassen konnte. Ich kann weinen und schreien und
zittern und beben und nichts wird passieren. Ich sammle meine ganze
kraft, um die tränen weg zu drücken, um etwas zu sagen und ..
Stopp, ihm gefällt mal wieder etwas
nicht. Alles von vorne, alles auf anfang. Ich setze mich auf die
andere seite der bühne und warte auf meinen einsatz.
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