05 Januar 2014

Traumtagebuch #1

Meinen kater felix in den armen, renne ich panisch durchs gebäude. ich weine, weil ich so glücklich bin ihn wieder zu haben, aber auch aus angst, weil sie hinter mir her sind um ihn mir wieder weg zu nehmen. im rennen schreie ich ihnen zu: "guckt doch wie er sich in meinen armen bewegt. hört mir zu, er lebt wirklich!"
Es ist der todestag von felix, und ich war in der nähe seines grabes. ich habe ihn gehört, er hat gejammert, er hat mich gerufen, und meine hände sind noch voller erde, denn ich habe ihn eigenhändig ausgegraben.
Er ist nervös, aber versucht nicht aus meinen armen zu flüchten. "shh shh" mache ich immer wieder, während ich ihn an mich presse. wieder so weich und warm, nicht steif und kalt, wie an dem tag, an dem ich ihn begraben habe.
Wir kauern hinter säulen, als beängstigende polizeieinheiten durch die eingänge ströhmen. noch während ich, meinen toten, lebenden kater in den armen, in ein badezimmer stürze spüre ich, wie er beginnt zu erde zu werden. aber das kann nicht sein, er kann nicht in die erde zerfallen, aus der ich ihn geholt habe. und draußen schreien sie: "komm raus, hör doch auf, er zerfällt!"
Woher wissen sie das, wenn sie denken, ich wäre eine leichenschänderin? ich verstehe die welt, in der tote haustiere leben, nicht mehr.
Mit ihm auf dem arm verbarrikadiere ich das badezimmer. ich höre sie kommen, ihren gleichschritt, ihre erbarmungslosigkeit. ich versuche seinen atmenden, zerfallenden körper zusammenzuhalten, während ich den boden mit seife einschmiere und uns hinter dem vorhang der badewanne verstecke.
Ich will die zeit die mir mit ihm verbleibt herauszögern, doch als sie mich aus dem badezimmer zerren halte ich nur noch einen klumpen erde in den armen und schreie wirre sätze darüber, dass er gelebt hat, dass ich ihn gehört habe, dass er zu mir zurückgekommen ist, so wie ich es mir all die zeit sehnlichst gewünscht hatte, und dass er nun wieder fort ist... 
~
Dieser traum sitzt mir noch so in den knochen, dass ich beim aufschreiben dieser verkürzten version den kloß im hals spüre. felix ist erst vor wenigen monaten gestorben, nachdem er gut 12 jahre mein leben begleitet hat. in einer nacht und nebel aktion begruben meine mutter und ich ihn hinter unserem haus, um keinen stress mit den nachbarn zu kriegen. kurz vor seinem tod, als schon klar war, dass es bald vorbei sein würde, habe ich stephen kings "friedhof der kuscheltiere" gelesen und an vielen stellen, an denen es um geliebte haustiere ging, rotz und wasser geheult. wer das nicht nachvollziehen kann, dem empfehle ich dieses buch wärmstens.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen